Michels Architekturbüro gewinnt Wettbewerb für Grünwerk

Bauwens plant nachhaltiges Wohnquartier in Köln-Bocklemünd

Köln
  • Quartier mit etwa 160 Wohnungen und Kindertagesstätte soll bis 2026 entstehen
  • Entwurf peilt klimaneutralen Betrieb durch innovatives Energiekonzept an
  • Nachhaltige Holz-Hybrid-Bauweise geplant

Wie könnte ein möglichst emissionsarmes Wohnquartier aussehen? Diese Frage sollten fünf Architekturbüros aus ganz Deutschland in einem von Bauwens ausgelobten Wettbewerb beantworten. Die beste Antwort kam nach Auffassung der Jury aus Stadtverwaltung, Politik, Experten und Bauherrn von Michels Architekturbüro (Köln / Berlin). Der Entwurf sieht das Holz der Gebäude und das Grün der Bepflanzung als die verbindenden Elemente des neuen Quartiers Grünwerk in Köln-Bocklemünd. Im Zentrum des Areals zwischen Lerchenweg und Schaffrathsgasse soll ein großer Quartiersplatz mit öffentlichen Spiel- und Aufenthaltsflächen entstehen – eine grüne Mitte. Um diesen herum gruppieren sich sieben Punkthäuser. Diese sollen in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet werden. Ein etwa 125 Meter langer Gebäuderiegel rundet das Wohngebiet in Richtung Militärringstraße.

Insgesamt könnten so etwa 160 Wohnungen auf dem ehemals gewerblich geprägten Areal geschaffen werden. Davon sollen mindestens 30 Prozent öffentlich gefördert werden. Dazu kommt eine Kindertagesstätte. Das Quartier soll oberirdisch möglichst autofrei werden. An den zwei Tiefgaragenzufahrten an der Schaffrathsgasse und am Lerchenweg ist jeweils ein Mobilitätspunkt vorgesehen. Diese verbinden Angebote zum Carsharing, Fahrradstellplätze und E-Bike-Stationen. Der Entwurf sieht zudem mehr als 300 Stellplätze für Fahrräder vor. Die Umsetzung soll bis zum Jahr 2026 erfolgen.

Nachwachsende Materialien vorgesehen

„Der Entwurf verbindet Nachhaltigkeit und ansprechende Architektur auf hervorragende Weise“, lobt Fabian Kunkel, verantwortlicher Projektentwickler für das Quartier Grünwerk bei Bauwens. „Unser Entwurf ist sowohl ökologisch, ökonomisch als auch sozial nachhaltig“, erklärt Andreas Michels, Inhaber von Michels Architekturbüro. Soweit möglich setze man demontierbare Verbindungen ein, um eine Wiederverwendung zu ermöglichen. Entsprechend sieht der Siegerentwurf Außenwände aus Massivholz vor. „Doch Holz allein ist nicht die Lösung“, so Michels. Das sieht man zum Beispiel bei der Innenverkleidung. Hier setzen die Architekten auf gespachtelte Strohbauplatten, deren Rohstoff deutlich schneller nachwächst als Holz. Die Fassaden sollen laut Entwurf begrünt werden. Das dient nicht nur der ökologischen Nachhaltigkeit, sondern soll – durch unterschiedliche Auswahl der Pflanzen – jedem Gebäude eine eigene Identität geben. „Zusammen mit der persönlich geprägten Ausgestaltung der Balkone ergeben sich so Adressen mit hoher Individualität, die sich im Einklang mit der Natur, dem Jahresrhythmus, der Zeit und den Bewohnerinnen und Bewohnern verändern“, so Michels. Die ökonomische Nachhaltigkeit zeige sich vor allem in der Anpassungsfähigkeit und hohen Flächeneffizienz der Grundrisse. Grünflächen, welche das Areal mit der Nachbarschaft verbinden, sorgten zudem für eine soziale Nachhaltigkeit. Die Jury hob insbesondere die gut organisierten Grundrisse sowie die Adressbildung der Gebäudestrukturen und die Orientierung der Außenräume hervor.

Energiekonzept sieht innovative Wärmegewinnung aus Abwasser vor

Bei der Energieversorgung setzt der Entwurf auf einen möglichst klimaneutralen Betrieb. Möglich machen soll das unter anderem die innovative Nutzung von Abwärme aus dem Abwasserkanal oder Geothermie. Die Dachflächen sollen zur Stromversorgung mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Zudem seien die Baukörper auf eine möglichst uneingeschränkte Besonnung ausgerichtet. Im Sommer sorgen die Grünflächen sowie die begrünten Fassaden für ein angenehmes Klima.

„Der Wettbewerbsbeitrag von Michels Architekten überzeugt aus ökologischer Sicht durch die volle Ausnutzung von erneuerbaren Energien auf den Dachflächen in Kombination mit der Verwendung nachwachsender Baustoffe und Recyclingbaustoffen in der Baukonstruktion. Außerdem werden die Themen Barrierefreiheit, Rückbaubarkeit, Sonnenschutz und hohe Aufenthaltsqualitäten bereits früh und detailliert in der Planung adressiert“, attestiert auch Dr. Samuel Ebert vom Software- und Beratungsunternehmen Caala aus München, das sich auf Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienbranche spezialisiert hat. Ebert und sein Team hatten alle Entwürfe vor der Jurysitzung ausführlich geprüft.

Am Wettbewerb haben neben dem Siegerbüro außerdem Astoc (Köln / Karlsruhe / Basel), Kaden+ (Berlin), Partner und Partner Architekten (Berlin / Baiersbronn) und Spine Architects (Hamburg / Köln) teilgenommen. „Wir danken allen Architekten für ihre ebenfalls hervorragenden Entwürfe“, so Fabian Kunkel. Organisiert wurde der Architekturwettbewerb vom Kölner Büro Stadtplanung Zimmermann im Auftrag von Bauwens.

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